Kaiserslautern, April 2020
Der Markt für die Sanierung der Gebäude- und Grundstücksentwässerung entwickelt sich dynamisch. Insbesondere durch die Komplexität der Baustellen, sind die Anforderungen an die Kanalsanierungsunternehmen enorm gestiegen. Neben den etablierten Aushärteverfahren (Umgebungstemperatur, Dampf und Wasser) in der Sanierung von Grundstücksentwässerungsleitungen, hat sich die Aushärtung mit Licht in den letzten Jahren ebenso am Markt etabliert. Besonders die kurzen Aushärtezeiten und die damit verbundenen wirtschaftlichen Vorteile überzeugen die Sanierungsunternehmen. Doch welche Vorteile bringt dieses System wirklich mit und welche Nachteile müssen beachtet werden?
Häufig liegen Leitungsnetze mit vielen Bögen, Dimensionssprüngen und zahlreichen Zuläufen vor. In der Regel ist der genaue Leitungsverlauf vor der Maßnahme nicht bekannt, so dass Kanalsanierungsunternehmen mit einem hohen Maß an Flexibilität agieren müssen. Hinzu kommt, dass vorgegebene Zeitfenster, in denen die Sanierung erfolgen muss, immer häufiger werden. Für die Sanierung stehen vier verschiedene Aushärtemethoden zur Verfügung: Licht, Dampf, Warmwasser und Aushärtung bei Umgebungstemperatur. Die Fachwelt ist sich einig – die Lichtaushärtung ist eine perfekte Ergänzung zu den bereits gängigen Aushärtemethoden, denn das Verfahren bringt einige bedeutende Vorteile mit sich.
Hervorzuheben ist hierbei vor allem die nahezu unbegrenzte Verarbeitungszeit. Das Resultat ist eine hohe Einbausicherheit, da die eingesetzten Vinylesterharze erst bei der Exposition mit UV- bzw. LED-Licht aushärten. Ein weiterer Vorteil ist, dass eine Vorimprägnierung des Liners problemlos möglich ist. Die Rückzugsgeschwindigkeiten der Lichtquellen können nennweitenabhängig von 0,5 bis 1 Meter pro Minute betragen (z. B. DN 150 bis zu 0,5 m pro Minute). Eine 30 Meter Leitung kann damit in 30 bis 60 Minuten sehr schnell ausgehärtet werden, wodurch unter bestimmten Randbedingungen die Bauzeit signifikant reduziert werden kann.
Aushärtung mit Licht, Bsp. BRAWOLINER®
Lichtaushärtung im Einsatz
Die Aushärtung mit Hilfe von Licht eignet sich besonders auf Baustellen der Grundstücksentwässerung, wo keine oder nur wenige Zuläufe sowie Abzweige an den Anschlusskanälen vorliegen. Eine gute Zugänglichkeit im Bereich des Startpunktes und idealerweise auch des Zielpunktes (z. B. Schacht, Revisionsöffnung) sind von Vorteil, um nach Abschluss des Schrumpfungsprozesses den Anschlussbereich gegen Hinterläufigkeiten mit z.B. Manschetten oder Epoxidharzspachteln schützen zu können.
BRAWO SYSTEMS Einsatzgebiet Lichtaushärtung
UV Relining und BRAWO® SYSTEMS – Lichthärteanlage auf der Baustelle
Sanierungsaufgabe: Mehrere Straßeneinläufe, die vom seitlichen Kanaleinlauf zum Hauptkanal saniert wurden.
Dauer: ca. 1 Stunde
Material: BRAWOLINER® 3D DN 100-150
Aushärtemethode: Lichtaushärtung (UVRelining)
Kurzbeschreibung: Vor der eigentlichen Sanierung wurde ein Preliner eingebaut. Anschließend wurde der Liner eingeblasen und mit der Lichthärteanlage innerhalb weniger Minuten ausgehärtet. Im Anschluss wurden die Einlaufstutzen bündig abgeschnitten und mit Handlaminat eingebunden.
Die Vorteile der Lichtaushärtung sind hier offensichtlich: das Zeitfenster zum Spülen der Leitung, Einbau des Preliners und des Liners sowie Aushärten betrug ca. 1 Stunde.
Ausführendes Unternehmen: PKT – Pader Kanal Technik – Rohr Frei GmbH & Co. KG
Doch neben den wirtschaftlichen Vorteilen der Lichtaushärtung gibt es auch negative Begleiterscheinungen.
Bei den derzeit am Markt gängigen Systemen entsteht bei einer Vielzahl von Sanierungsvorhaben ein (minimaler) Ringspalt. Dieser entsteht durch Schrumpfungsprozesse, bedingt durch das eingesetzte Harz (z.B. Vinylesterharz), wodurch das Harz keine formschlüssige Verbindung mit dem Altrohr herstellt. Der Ringspalt kann Hinterläufigkeiten zulassen. So können z.B. Grundwasser und Wurzeln zwischen Liner-Außenseite und Altrohrinnenseite eindringen. Der Sanierungserfolg kann hierdurch gefährdet werden. (siehe Sachverständigenbericht „Begleitung von Musterbaustellen – Prüfung auf Hinterwanderungsfreiheit an unterschiedlichen Hausanschlusssystemen“ des akkreditierten Prüflabors für Kunststoffe im Schlauchlining, Siebert + Knipschild GmbH 1)
Daher wird, nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik die Einbindung von Schlauchlinern bei Ringspaltbildung mit z. B. Liner-Endmanschetten, Quellbändern oder Reaktionsharzsystemen gefordert. (siehe DWA-M 144-3)
Die verwendeten Harze wie z.B. Vinylesterharz, härten nur beim Kontakt mit Licht aus. Das heißt, im Erdreich härten die Harze nicht aus und können daher bei Austritt im Erdreich in das Grundwasser gelangen. Im Vordergrund des Schlauchliner-Verfahrens steht eine saubere, sichere und umweltschonende Sanierung. Eine Umweltverschmutzung soll in jedem Fall vermieden werden. Empfehlenswert ist vor diesem Hintergrund beim Einsatz von Lichthärte-Anlagen und der Lichtaushärtung vor allem der Einsatz eines Preliners. Hierdurch wird verhindert, dass unausgehärtetes Harz über Schadstellen in das Grundwasser gelangt.
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1) Sachverständigenbericht: Begleitung von Musterbaustellen – Prüfung auf Hinterwanderungsfreiheit an unterschiedlichen Hausanschlusslinersystemen, Bericht-Nr. 19-210-02264-SB
Übersicht der vom DIBt – Deutschen Institut für Bautechnik zugelassenen Schlauchliner und der mit dem jeweiligen Schlauchliner verwendbaren, am deutschen Markt gängigen Lichthärteanlagen | |||
Schlauchliner | DIBt-Zulassung | Licht-Anlage | Lichtquelle |
BRAWOLINER® 3D | Z-42.3-566 | UVRelining | Ultraviolettes-Licht, LED |
BRAWOLINER® 3D | Z-42.3-566 | BRAWO® LumCure/Ikarus | Ultraviolettes-Licht, Gasentladungslampen |
BRAWOLINER® 3D | Z-42.3-566 | Sewertronics | Ultraviolettes-Licht, LED |
BRAWOLINER® 3D | Z-42.3-566 | weitere Anlagen z.B. Star-Light 1) | Ultraviolettes-Licht, Gasentladungslampen |
PAA-F Liner | Z-42.3-528 | Blue-Light | Blau-Licht, LED |
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1) Einsatzmöglichkeiten und Rückzugsgeschwindigkeiten müssen noch getestet werden
PDF-Datei „Uebersicht_der_vom_DIBt_zugelassenen_Schlauchliner_mit_Lichthaerteanlagen“ zum Herunterladen
Planungs- und Entscheidungshilfe: Übersicht Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Aushärtemethoden bei der Sanierung der Grundstücks- und Gebäudeentwässerung
PDF-Datei „Uebersicht_Aushaerteverfahren_und_-methoden“ zum Herunterladen
Kanalsanierer stehen heute auf Baustellen der Gebäude- und Grundstücksentwässerung vor großen Herausforderungen. Dabei ist Flexibilität und Schnelligkeit gefragt, um keine Bauzeit zu verlieren. Die Wahl der Einbautechnik bzw. Aushärtemethode ist vom Aufbau und Zustand des Kanals, der Leitung und des Leitungsnetzes sowie den Randbedingungen vor Ort abhängig. Die Anforderungen der Baustelle bestimmen die Einbautechnik – nicht umgekehrt. Mit einem Schlauchliner für alle Aushärtemethoden bietet BRAWOLINER® seinen Kunden diese geforderte große Flexibilität, da auf jede Gegebenheit und Anforderung vor Ort individuell eingegangen werden kann. Der BRAWOLINER® ist ein nahtloser Textilschlauch mit nahtloser Folienbeschichtung. Aufgrund einer speziellen Schlingenkonstruktion sind alle BRAWOLINER® extrem flexibel, was sie zur idealen Sanierungslösung für defekte Rohre mit Dimensionsänderungen und Bögen bis zu 90° macht. Aufgrund seiner hohen Längs- und Querdehnfähigkeit passt sich der BRAWOLINER® dem Rohrverlauf optimal und nahezu faltenfrei an.
Dank der Zulassungen sind alle von BRAWO® SYSTEMS angebotenen Systeme – auch die Lichtaushärtung – vom DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik) geprüft und zugelassen sowie deren hohe Qualität und sicherer Einsatz nachgewiesen.
Die Kanalsanierungsunternehmen sind sich einig: Die Lichtaushärtung ist eine wirtschaftlich sinnvolle Erweiterung zum bestehenden Portfolio der Aushärtemethoden in der Grundstücksentwässerung.
Für die Sicherstellung der Umweltverträglichkeit bei Lichtharzen, ist der Einsatz eines Preliners zu empfehlen. Nur hierdurch kann sichergestellt werden, dass eine Beeinflussung des Grundwasser-Boden-Körpers vermieden wird.
Die Herausforderung besteht darin, die Technik so weiter zu entwickeln, dass die Nachteile der Aushärtemethode minimiert werden. So sind z.B. mit lichthärtenden, styrolfreien Vinylesterharzen zwar deutlich schnellere Aushärtezeiten als bei kalt-/temperaturhärtenden Epoxidharzen möglich, allerdings haben sich Epoxidharze in über 20 Jahren hinsichtlich der Vermeidung von Hinterläufigkeit und durch die mechanisch guten Kennwerte bewährt.
Schlussendlich bestimmt die Anforderung der Baustelle nach wie vor die Auswahl des Sanierungsverfahrens.
Candida Heinrich-Piras
Leitung Marketing & HR
BRAWO® SYSTEMS – KOB GmbH
67659 Kaiserslautern
Tel.: +49 631 20561 – 280
E-Mail: candida.heinrich-piras@brawoliner.de